Österreich ist Europameister, leider nur beim Konsum von Zigaretten. Der 
österreichische Weg bei der gesetzlichen Regelung des eingeschränkten Rauch-verbots zeigt Wirkung. Die Gefahren sind bekannt: Jeder zweite Raucher stirbt an den Folgen von Tabakkonsum. Etwa sechs Millionen Menschen sterben weltweit jährlich an den Folgen des Rauchens. Die gute Nachricht: Jeder Rauchstopp verlängert das Leben. Hört ein Patient im Alter von 30 Jahren mit dem Rauchen auf, gewinnt er zehn Jahre; bei 40 neun Jahre, bei 50 immerhin noch sechs Jahre.

Rauchen gehört zu den vermeidbarsten Gesundheitsrisiken überhaupt. Nicht nur den Rauchern selbst, sondern auch den Menschen in der direkten Umgebung fügt der Tabak nachweislich gesundheitliche Schäden zu. Deshalb hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Weltnichtrauchertag ins Leben gerufen. Seit 1987 wird der letzte Tag im Mai jedes Jahres weltweit genutzt, um verstärkt auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam zu machen. Aufklärung und Prävention spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Aktivitäten zeigen auch Wirkung: In den USA ist der Konsum der Zigaretten von 40 auf 20 Prozent gefallen ist. Auch die Zahl der durchs Rauchen verursachten Todesfälle hat sich halbiert. Weltweit sieht die Situation aber anders aus: Es gibt noch immer 1,2 Milliarden Raucher, das ist ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung.

Das Land der Raucher

Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat, Univ.-Klinik für Urologie, AKH Wien: „Im Gegensatz zu fast allen Ländern in Europa stieg in Österreich die Zahl der Raucher. Rauchten 1980 28 Prozent in Österreich, sind es 2012 bereits 32 Prozent.“ Alarmierend ist vor allem der Anstieg bei Raucherinnen von ca. 22 Prozent  im Jahr 1990 auf etwa 30 Prozent im Jahr 2010. Noch alarmierender ist das Problem bei den Jungrauchern. Bei den 25- bis 29-Jährigen rauchen 50 Prozent der Männer, aber auch schon 42 Prozent der Frauen.

Leider ist Rauchen der am besten etablierte Risikofaktor für die Entstehung von mehr als 18 Krebsarten, aber auch von einer Reihe anderer Krankheiten wie Atemwegserkrankungen, Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Der Konsum von sechs bis zehn Zigaretten pro Tag verdoppeln schon die Herzinfarkt-Wahrscheinlichkeit. 30 bis 40 Zigaretten am Tag verachtfachen sogar das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen. Derzeit sterben rund sechs Millionen Menschen jährlich an tabakkonsumassoziierten Erkrankungen, und diese Zahl wird bis 2030 voraussichtlich auf mehr als acht Millionen pro Jahr ansteigen. Prof. Shahrokh Shariat: „Rauchen senkt die Lebenserwartung um 15 bis 20 Jahre, verändert die Erbgutaktivität und kostet die Weltwirtschaft jährlich rund 500 Milliarden Euro.“

Aufhören macht Sinn

Mit dem Rauchen aufzuhören ist aber nicht so leicht. Im Jahr 2012 hat eine österreichische Expertengruppe Standards und Richtlinien der Tabakentwöhnung neu definiert und überarbeitet. Prim. Dr. Alfred Lichtenschopf, Ärztlicher Leiter des Reha-Zentrums Weyer an der Enns: „Zigarettenrauchen erfüllt alle Haupt- und Nebenkriterien der Drogenabhängigkeit. Die Nikotinabhängigkeit ist als Suchterkrankung definiert und kann vom Suchtpotenzial her mit Heroin verglichen werden.“ Ohne Hilfe schaffen es nur die wenigsten, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Spontanentwöhnungsrate nach zehn Monaten ohne Hilfsmittel und therapeutische Hilfe liegt bei fünf bis sieben Prozent. Deshalb rät Prim. Alfred Lichtenschopf: „Wer es beim ersten Versuch nicht schafft, ist kein Versager, sondern befindet sich in der großen Gruppe der stärker Abhängigen, die mehrere Versuche benötigt!“

Sinn macht der Rauchstopp aber: Denn letztlich verlängert jeder Rauchstopp das Leben. Hört ein Patient im Alter von 30 Jahren mit dem Rauchen auf, gewinnt er zehn Jahre; bei 40 neun Jahre, bei 50 sechs Jahre und bei 60 Jahren immerhin noch zwei Jahre. Aber auch der Rückfall ist Bestandteil jeder Entwöhnung. Rund 70 Prozent der aktuellen Raucher berichten, dass sie aufhören möchten; 40 Prozent haben im vergangenen Jahr versucht (ohne Hilfe) aufzuhören, rund sechs Prozent haben es geschafft.

Hilfe beim Aufhören

Prim. Alfred Lichtenschopf rät jedem Raucher daher, die angebotenen Hilfen auch in Anspruch zu nehmen – das Rauchertelefon, Beratung durch einen Experten oder auch die Aufnahme in eine stationäre Therapie in einem Spital. Die Therapie der Rauchentwöhnung ist standardisiert, kostengünstig und wirksam. Schon Beratung allein ist in der Behandlung der Tabakabhängigkeit wirksam. Die Kombination mit medikamentöser Behandlung aber ist wirksamer als nur Beratung. Sieben First-Line-Medikamente sind derzeit am Markt, um bei der Langzeitabstinenz zu helfen: Nikotinkaugummi, Nikotininhaler, Nikotintablette, Sprays, Pflaster und zwei rezeptpflichtige Medikamente.

Rauchstopp im Kopf

Rauchen erzeugt schöne entspannende Gefühle, darauf wollen Raucher nicht verzichten. Um mit dem Rauchen aufzuhören, muss ein Raucher diese Gefühle anders erleben oder durch andere Tätigkeiten ebenso bekommen. Auch ohne Nikotin kann man lernen, dass das Gehirn diese Wohlfühlstoffe produziert. Möglich ist das durch tiefenpsychologische Power-Denk-Modelle (PDM).

Psychologin Dr. Ursula Grohs: „Unsere Techniken führen zu Botenstoffausschüttungen im Gehirn, die die gleichen Zentren reizen wie das Nikotin. Nikotin verstellt den Sollwert der Botenstoffe im Gehirn so, dass man rauchen muss, um sich normal zu fühlen, und die tiefenpsychologischen Power-Denk-Modelle bringen den Sollwert wieder in Ordnung.“

Das Programm zielt darauf ab, den richtigen Schalter im Kopf zu finden. Das Gehirn wird mit PDM umprogrammiert. Man lernt, das eigene Wohlbefinden auch ohne Rauchen zu finden. Gelernt werden diese Techniken an einem Tag. Es funktioniert sogar, wenn man gar nicht mit dem Rauchen aufhören will. Dr. Ursula Grohs: „Die Steiermärkische Gebietskrankenkasse wollte wissen, ob PDM bei Rauchern funktioniert, die nicht mit dem Rauchen aufhören wollen. Sie entsandten zwei richtige Hardcore-Raucher, um PDM auszuprobieren. Beide rauchten nach dem Besuch des Programms nicht mehr.“

Generell ist beim Rauchstopp jede Unterstützung wichtig: viel lachen und sich zumindest in der Freizeit mit positiven Menschen umgeben. Das kann helfen, sich gegen den Stress zu schützen. Letztlich muss das Gehirn lernen, dass ein Kaffee auch ohne 
Zigarette gut schmeckt.

Magazin Zoë 02/15

Infos zur PDM-Methode: pdmmethode.at

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