„Sei jemand, der anderen Menschen das Gefühl gibt, jemand zu sein“ ist eine Unternehmenskultur, die heute bereits in vielen Unternehmen gelebt wird: Es ist eine Kultur der Begegnung, die auf Respekt, Liebe und Vertrauen basiert. Hier verhilft Liebe zu dem Empfinden, Teil von etwas Größerem zu sein. Dieses erlebte Wir-Gefühl aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und erzeugt so ein Wohlgefühl. Liebe im unternehmerischen Kontext mag für viele ein überraschendes oder unpassendes Wort sein, doch ihre Wirkung ist elementar für den Erfolg von Unternehmen.

Beziehungen haben auf unser persönliches Wohlbefinden einen tiefgreifenden Einfluss und sind gerade deshalb ein wichtiger Teil des so genannten PERMA-Modells. Diese Theorie des Wohlbefindens stammt von Martin E.P. Seligman, die er in seinem Buch „Aufblühen“ beschreibt. Wir erleben sehr viele positive Emotionen mit und durch andere Menschen. Positive Emotionen steigern unsere Kreativität und lassen die Gehirnaktivität anwachsen. Facetten, die für ein erfolgreiches Zusammenleben und Zusammenarbeiten von großem Nutzen sind. Das regelmäßige Erleben von positiven Emotionen lässt unser Selbstvertrauen wachsen und ermöglicht erst die Ingangsetzung einer Entwicklungsspirale, die für das persönliche sowie unternehmerische Wachstum so wichtig ist.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass Ausgrenzung immer kontraproduktiv ist. Der Ausschluss aus einer Gruppe war vor 10.000 Jahren für uns Menschen mit dem Todesurteil gleichzusetzen. Ein (Über)Leben auf sich selbst gestellt war unmöglich. Joachim Bauer, deutscher Neurobiologe, beschreibt in seinem Werk „Ausgrenzung“ den neurologischen Prozess der dabei abläuft. Er schreibt dazu „Bindung, Akzeptanz und Zugehörigkeit sind überlebenswichtig. Sind sie bedroht, reagieren Alarmsysteme des menschlichen Gehirns. Als unmittelbare Folgen zeigen sich Angst und Aggression.“ Die Aggression wird heute in Unternehmen oft in Form von destruktiver und negativer Kommunikation ausgelebt. Konflikte, (innere) Kündigungen, interner Konkurrenzkampf, Stillstand und psychische Belastung sind mögliche Folgen. Kreativität und ein lustvolles Arbeiten an herausfordernden Themen praktisch unmöglich.

Die Stelle annehmen

Die Führungskraft ist dabei von großer Bedeutung, weil sie von den Mitarbeitern als die Verkörperung des Unternehmens wahrgenommen wird. Der „Leiter“ ist verantwortlich für Orientierung, Stabilität und Sicherheit – wichtige Voraussetzungen für langfristiges Wachstum. Die Führungskraft ist ebenso für die Schaffung eines positiven Klimas und einer positiven Kommunikation letztverantwortlich. Erreicht wird dies erstens mit Vertrauen und zweitens mit Wertschätzung. Konkret heißt das: Vertrauen ist eine Entscheidung. Das beinhaltet, dass z.B. einer neuen Kollegin gleich vertraut wird, statt zu warten, ob sie es sich verdient. Lob und Anerkennung motivieren und stärken das Selbstvertrauen. Das gilt auch für die generelle Anerkennung der Stärken jeder einzelnen Person.

Wichtig ist dabei niemanden auszulassen, denn es geht keinesfalls um den Vergleich sondern um die gemeinsame Entwicklung. Regelmäßiges Ausdrücken von gegenseitiger Dankbarkeit – damit sind alle Beteiligten gemeint – stärkt die emotionale Bindung im Team. Schlussendlich ist jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter gefragt, die einzelnen Potentiale in einem Team zu entfalten. Egal auf welcher Ebene im Unternehmen gearbeitet wird. Diese verschiedenen Facetten der Begegnung in Unternehmen sind die Basis für ein persönliches und damit unternehmerisches Wachstum – denn in Zeiten von digitaler Transformation und globaler Wirtschaft ist der Faktor Mensch das wichtigste Puzzlestück.

Mag. Robert Kaltenbrunner

 

Vorheriger ArtikelErwachsenenschutz: Autonomie hat Vorrang
Nächster ArtikelReise: Herzlichst willkommen in Thailand!