Bei Vitamin D handelt es sich um eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die zu den Steroiden gehören. Die Bezeichnung Vitamin ist eigentlich falsch. Die Tatsache, dass die Haut Vitamin D mithilfe der Sonne erzeugen kann, macht es zu einem Hormon. Eine Zeit lang galt Vitamin D als Wundermittel gegen verschiedenste Krankheiten. Mittlerweile haben zahlreiche Studien dem Vitamin D seinen Stammplatz als wichtiger Baustein für ein gesundes Leben zugewiesen. Krankheiten heilen kann Vitamin D nicht, aber es erhält doch eindeutig die Gesundheit. Der Weg dazu: ausreichend Sonne – 15 Minuten täglich reichen.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Vitamin D entdeckt – auf der Suche nach einer Therapie der Rachitis, einer durch Mangelernährung bedingten Wachstumserkrankung. Vitamin D spielt eine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau. Ein Vitamin-D-Mangel führt mittelfristig bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsenen zu einer Störung des Knochenstoffwechsels. Jede Zelle in unserem Körper besitzt einen Rezeptor für Vitamin, nutzt also diesen Stoff. Daher ist Vitamin D kein Modetrend, sondern sehr wichtig für die Gesundheit, von der Geburt bis zum Tod. Die Rolle von Vitamin D und die gesundheitlichen Folgen eines Vitamin-D-Mangels sind mittlerweile wissenschaftlich gut untersucht.

Viamin D: Mangel, Wirkung & Grenzwerte

Bei Schwangeren mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel zeigte sich zum Beispiel ein um 400 Prozent erhöhtes Risiko für einen Kaiserschnitt. Kinder von Frauen mit niedrigem Spiegel bekommen später eher Asthma. Kinder, die selbst einen Vitamin-D-Mangel haben, entwickeln öfter Asthma und erkranken im späteren Leben auch öfter an Diabetes oder Multipler Sklerose. Andere Studien zeigten, dass ausreichende Spiegel von Vitamin D das Risiko für Darmkrebs, Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Alzheimer und Depressionen reduzieren.

Eine aktuelle Untersuchung aus Österreich ergab, dass die Verabreichung sehr hoher Dosen an Vitamin D auf der Intensivstation zu einer raschen Normalisierung der Vitamin-D- Spiegel führt. Dadurch konnte bei Schwerkranken sogar eine deutlich geringere Sterblichkeitsrate erreicht werden. Laut Prof. PD Dr. Karin Amrein, Uni Graz, sollte bei kritisch Kranken eine Vitamin-D-Messung etabliert und versucht werden, die Werte durch zusätzliche Vitamin-D-Verabreichung auf dem Normalniveau zu halten.

Obwohl eine universell akzeptierte Definition des Vitamin-D-Mangels fehlt, wird dieser üblicherweise unterhalb eines Grenzwerts von 20 ng/ml gesehen. Unterhalb dieses Grenzwerts findet sich das höchste epidemiologische Risiko für Malignome, Infektionen, kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen. Bei Werten zwischen 20 und 30 ng/ml spricht man zumeist von einer unzureichenden Versorgung, erst darüber von Normalwerten.

Eine dänische Studie zeigte, dass ein Mangel an Vitamin D zu einer erhöhten Sterberate führt – allerdings auch, dass zu viel Vitamin D im Blut ebenso negative Auswirkungen hat. Die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen hohen Vitamin-D-Werten und Herz-Kreislauf-bedingten Todesfällen wie Schlaganfall und Herzinfarkt.

Prävention & Aufnahme von Vitamin D

Die Nahrungsaufnahme deckt leider nur 5 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs. Ausreichend Vitamin D über die Ernährung aufzunehmen, ist schwierig, weil nur wenige Nahrungsmittel Vitamin D in relevanten Mengen liefern. Lediglich fettiger Fisch (Hering, Aal oder Lachs), Eigelb, Milch und Milchprodukte oder Rinderleber enthalten nennenswerte Mengen an dem Vitamin. Bei den pflanzlichen Lebensmitteln sind vor allem Avocados und Pilze hervorzuheben. Um aber daraus seinen Vitamin-D-Bedarf zu decken, müsste man täglich 400 g Fisch oder 20 Eier essen. Daher ist eine direkte Sonnenbestrahlung der Haut zur Vitamin-Bildung die beste Methode und notwendig.

15 Minuten Sonne täglich – ohne UV-Schutz

An sonnigen Sommertagen wird auch in unseren Breiten der Tagesbedarf um ein Vielfaches gedeckt. Da aber in den Wintermonaten die Bildung durch Sonnenexposition kaum gegeben ist, ist es notwendig im Sommer genügend Sonneneinstrahlung auf der Haut zu gewährleisten. Denn diese im Sommer aufgebauten Vitamin-D-Reserven im Körper und die Nahrung sind im Winter dann die alleinigen natürlichen Quellen. Ein 15-minütiger Spaziergang täglich um die Mittagszeit reicht, um genügend Vitamin D in der Sonne zu produzieren. Dies sollte aber ohne UV-Schutz erfolgen, denn ein Sonnenschutzfaktor von 30 reduziert unsere Fähigkeit, Vitamin D zu bilden um 98 Prozent. Eine Überdosierung durch Sonnenlicht ist übrigens nicht möglich.

Meist sind sich Betroffene eines Mangels gar nicht bewusst. Erste Warnsymptome könnten schlechte Laune, wiederkehrende Infektanfälligkeit und eine auffällige Knochenbrüchigkeit sein. Bevor man eigenständig zu hochdosierten Vitamin-Präparaten aus der Apotheke greift, ist es ratsam, sich von einem Arzt den tatsächlichen Spiegel im Körper abklären lassen. Im Frühjahr und Sommer sind die Vitamin-D-Werte generell gut, daher ist eine Messung im Spätherbst am sinnvollsten.

 

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